Im Interview erläutert Springer-Autor Sven Braun, warum die Durchfallquote in der Steuerberaterprüfung so hoch ist. Dabei betont er, wie man besser punkten kann und welche Hilfestellungen es gibt.

Von Sylvia Meier | Redaktion Springer für Professionals

Springer für Professionals: Herr Braun, die Steuerberaterprüfung gilt als eine der schwierigsten Prüfungen überhaupt. Was macht diese Prüfung so schwer?

Sven Braun: Das liegt vor allem an der Komplexität. Es können sehr viele völlig unterschiedliche Sachverhalte abgefragt werden. Man muss 3 Tage am Stück jeweils 6 Stunden volle Konzentration bringen. Und dann ist natürlich die mündliche Prüfung mit Vortrag und 6 Fragerunden nochmal eine zusätzliche Hürde.

Hinzu kommt, dass man sich privat fortbilden muss. Niemand weiß, was in der Prüfung vorkommt. In der Schule hat der Lehrer nicht nur die jeweilige Klausur mit den Schülern vorbereitet, sondern die Prüfung auch gestellt und korrigiert. Hier stellt der Staat die Prüfung. Vorbereitet wird man in der Regel aber von privaten Bildungspartnern. Im besten Fall hatte man dabei Glück und wurde von seinem Bildungspartner gut vorbereitet.

Welche Hilfestellungen gibt es?

Entscheidend ist, dass man mit den Werkzeugen, die man in der Prüfung hat – nämlich dem Gesetz – gut umgehen kann.

Unglaublich schwer fällt es den meisten jedoch auch, mit der Zeit umzugehen. Dabei ist das entscheidend. Obwohl eine schriftliche Prüfung sechs Stunden dauert, hat man das Gefühl, dass man zu wenig Zeit hat. Im besten Fall muss man bei einer Antwort nicht lange überlegen. Im schlimmsten Fall fällt einem ein Paragraph nicht gleich ein. Dann muss man suchen und diese Zeit fehlt später.

Das Ziel sollte aber immer sein, eine Aufgabe zu Ende zu bringen, damit man die Fußgängerpunkte mitnehmen kann.

Was verstehen Sie unter Fußgängerpunkten?

Das sind die „einfachen“ Punkte. Zum Beispiel, wenn man am Schluss noch die Gewerbesteuerrückstellung berechnen soll. Fatal ist: Man weiß zwar wie es geht, hat es aber nicht hingeschrieben – also gibt es auch keinen Punkt.

Es sind also Punkte für Wissen, die ich habe, die auch leicht abzuarbeiten sind. Viele Teilnehmer verheddern sich aber in einer Aufgabe, schreiben unglaublich viel und detailliert. Für diese Aufgabe gibt es aber vielleicht nur wenige Punkte – und diese wird der Teilnehmer wahrscheinlich trotzdem nicht komplett einfahren. Am Ende der Klausur bleibt dann zu wenig Zeit für die letzen Aufgaben und Fußgängerpunkte werden liegen gelassen. Die können am Ende erfolgsentscheidend ins Gewicht fallen.

Die Durchfallquote ist bei dieser Prüfung immer sehr hoch. Manche Teilnehmer sagen: Mein Lösungsweg war nicht falsch, aber es wurden Punkte für Details vergeben, die ich nicht hingeschrieben habe. Ein Klassiker?

Ja, absolut. Es kommt auch immer darauf an, aus welchem Metier man kommt. Es gibt verschiedene Zugangswege zu der Prüfung. Von Berufswegen, z.B. als Steuerfachwirt mit 7 Jahren Berufserfahrung. Oder eben durch ein Studium und 2 Jahre Berufserfahrung. Bei der Prüfung ist nicht nur wichtig, dass man die richtige Antwort auf die Frage weiß, sondern dass man auch den Weg zu der Antwort detailliert beschreibt. Gerade daran scheitern oft die Praktiker.

Es gilt also immer, die erlernte Prüfreihenfolge einzuhalten. Zum Beispiel bei der Umsatzsteuer fängt man an: Ist der Umsatz steuerbar? Steuerpflichtig? Usw.

Fällt man trotz allem durch….

…hat man immer noch die Chance, die Prüfung noch zweimal zu wiederholen. Bei mir selbst war es so: Das erste Mal bin ich durchgefallen. Und das ist auch keine Schande. Man hat die Möglichkeit, die Prüfung zu wiederholen. Und die Prüfung ist einfach schwer. Allerdings ist man danach erst mal demotiviert und muss sich überwinden, noch einmal anzutreten.

Man muss sich aber bewusst machen: Selbst wenn man dreimal durch die Prüfung durchfällt – das Wissen, dass man sich in der Vorbereitung aneignet, das bringt einen auch schon weiter. Noch ein Tipp: Man kann sich während der Prüfung nur sehr schwer selbst einschätzen, weil man nicht weiß wo der Aufgabensteller die Punkte verteilt hat. Treten Sie also an allen drei Tagen an (auch wenn es am 1. Tag nicht so gut geklappt hat) und geben Sie Ihr bestes und dann: geben Sie die Klausur auch ab und ziehen Sie nicht zurück. Nur dann haben Sie auch die Chance zu bestehen.

Wie haben Sie sich dann auf den zweiten Versuch vorbereitet?

Ich war schon direkt bei der schriftlichen Prüfung durchgefallen. Da dachte ich mir: Irgendetwas muss ich ändern! Per Zufall habe ich Christiane Stenger in einer Sendung bei Günther Jauch gesehen. Sie hat dort Gedächtnistechniken vorgestellt. Das fand ich toll und dachte: Vielleicht kann man das auch auf die Steuerberaterprüfung anwenden.

Ich fing an, mich mit dem Thema näher zu befassen. Nachdem ich im zweiten Versuch bestanden hatte, wollte ich meine Erfahrungen teilen und fing an, sie aufschreiben. Und da habe ich dann auch mit Christiane Stenger und Jonas Ritter Kontakt aufgenommen und gefragt, ob sie sich ein Buchprojekt hier mit mir vorstellen könnten. Und was soll ich sagen: Mittlerweile ist das Buch in der 7. Auflage erschienen!

Erschienen bei www.springerprofessionals.de 04/2014

Den Original-Artikel bei SpringerProfessional anschauen: Punkten bei der Steuerberaterprüfung (Springer Professional)

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Wie Sie das Steuerberaterexamen zielsicher bestehen (7.Auflage)

Sven Braun, Jonas Ritter, Christiane Stenger

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